COVID-19 hat Nepal voll im Griff, nicht andersherum

Der Coronavirus verbreitet sich rasch in Nepal

Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation WHO haben sich bisher 90.814 Nepalesen mit dem Coronavirus infiziert (Stand: 07.10.2020). Mit 2.722 neu gemeldeten Fällen wurde am 3. Oktober ein neuer Rekordwert für Neufälle innerhalb der letzten 24 Stunden markiert, gefolgt von 2.440 Neuinfektionen am 6. Oktober.

Noch Mitte Juli glaubten die Verantwortlichen in der nepalesischen Regierung die COVID-19-Situation im Griff zu haben. Die Regierung hob den Lockdown zum 22. Juli wieder auf, nachdem Mitte März nach Bekanntwerden des zweiten Coronafalls in Nepal eine landesweite Ausgangssperre verhängt worden war. Diese hatte der Wirtschaft in den folgenden Monaten extrem zugesetzt. Jetzt endlich könnte sich das Leben ein Stück weit normalisieren, erhoffte man sich von der im Juli beschlossenen Lockerung. So durften alle Geschäfte wieder öffnen, einige restriktive Maßnahmen blieben jedoch weiterhin in Kraft.

Seinerzeit gab es rund 18.000 bestätigte Infektionen mit dem Coronavirus, darunter 40 Tote. Inzwischen, gut elf Wochen später, hat sich die Zahl der bestätigten COVID-19-Fälle verfünffacht, und 563 Todesfälle sind landesweit gemeldet worden (Stand: 07.10.2020), 14-mal so viel wie noch im Juli. Die meisten Infektionen mit COVID-19 mit 27.300 Fällen (Stand: 07.10.2020) beziehen sich auf Kathmandu mit rund 1 Million Einwohner. Im Großraum Kathmandu leben gut 1,4 Millionen der rund 28 Millionen Nepalesen.

Die Menschen in Nepal versuchen, mit den Folgen der COVID-19-Pandemie zu leben und das bestmögliche aus der aktuellen Situation zu machen. Ganz besonders haben derzeit die Kinder zu leiden, denn seit März sind die Schulen im ganzen Land geschlossen. Wann die Bildungsstätten im Himalayastaat wieder öffnen können, ist noch unbekannt.

Die Future-Citizen-Kinder gehen so gut es geht mit der Situation um

Seit Ende März wartet die Mehrzahl der 32 Future-Citizen-Kinder in der heimatlichen Bergregion Jiri ab, was passiert. Sechs Kinder, darunter die drei Kinder der Betreuerinnen, hoffen im Future-Citizen-Kinderhaus in Kathmandu auf eine Besserung der Lage - zusammen mit ihren Müttern und Bibi Funyal. Im abgeschiedenen Jiri Ward 8 ist die Lage vergleichsweise sicher, denn das Risiko einer Ansteckung mit COVID-19 ist relativ gering. Die offiziellen Fallzahlen im gesamten Distrikt Dolakha, zu dem Jiri zugeordnet ist, fallen mit 149 positiv getesteten Menschen und fünf Toten seit Beginn der Pandemie im Januar recht niedrig aus (Stand: 07.10.2020).

In Jiri sind die Kinder im elterlichen Haus von Bibi Funyal untergebracht, das nach den verheerenden Erdbeben von 2015 wiederaufgebaut worden war. Dort werden die Kinder von zwei Lehrkräften aus Jiri unterrichtet, die Bibi Funyal eigens dafür angeworben hat. Drei bis vier Stunden täglich stehen für die Schüler der verschiedenen Altersstufen von Sonntag bis Freitag auf dem Programm. Frau Yogi unterrichtet Englisch, Herr Jirel kümmert sich um Mathematik und Naturwissenschaften. Die beiden lokalen Fachkräfte aus Jiri versuchen dabei, die Kinder bestmöglich beim Lernen zu unterstützen, damit die Versäumnisse gegenüber dem regulären Lehrplan nicht allzu groß ausfallen. Mit den Mobiltelefonen und Laptops der Lehrer werden Lerninhalte neuerdings online vermittelt, denn inzwischen gibt es in Nepal auch Fernunterricht über das Internet. Ansonsten arbeiten die Kinder wie gewohnt mit ihren Schulbüchern sowie Stift und Papier. Gleiches gilt für die sechs in Kathmandu verbliebenen Kinder, die Präsenzunterricht von einer Lehrkraft erhalten und zudem ebenfalls online unterrichtet werden.

Betreut werden die Kinder in Jiri rund um die Uhr von Frau Rabina aus dem Team des Kinderhauses in Kathmandu, die nun zusammen mit ihren Schützlingen im heimatlichen Jiri lebt. Unterstützt wird sie dabei von Frau Lalita und Herrn Sanjay, zwei ehemaligen Betreuern aus dem Future-Citizen-Stab, die vor einiger Zeit nach Jiri zurückgekehrt waren.

Wann die Kinder aus Jiri wieder ins Future-Citizen-Kinderhaus nach Kathmandu zurückkommen können, ist ungewiss. Die zuletzt für die erste Oktoberwoche geplante Rückkehr wurde einstweilig verschoben. Solange sich die Coronasituation landesweit und speziell im Kathmandu-Tal nicht verbessert hat und zudem auch nicht feststeht, wann der Präsenzunterricht an den Schulen wieder starten kann, ist die fortgeführte, sichere Unterbringung in Jiri wohl erst einmal vorzuziehen.

Quellen zu den aktuellen COVID-19-Fallzahlen:

https://covid19.who.int/region/searo/country/np

https://kathmandupost.com/covid19

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