Die Corona-Situation in Nepal entspannt sich, bleibt aber unvermindert ernst

Zwar hat sich die aktuelle Coronavirus-Lage gegenüber April/ Mai verbessert, dennoch ist Nepal Hochrisikogebiet und durch die gefährliche Delta-Mutation weiterhin sehr stark getroffen, das nepalesische Gesundheitssystem überlastet. Über 725.000 Menschen im Land haben sich bisher mit COVID-19 infiziert und mehr als 10.000 hierdurch ihr Leben verloren, so die bedrückenden Zahlen (Stand 12.08.2021).
Seit die 2. Corona-Welle in Nepal mit 9.317 Neuinfektionen am 11. Mai ihren Scheitelpunkt erreicht hat, sind die täglichen Fallzahlen rund acht Wochen lang kontinuierlich gesunken. Am 4. Juli wurden 1.042 Neufälle registriert, bisheriger Tiefststand.
Die Regierung lockerte getroffene Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie wieder und hob auch den nahezu landesweit geltenden Lockdown auf, was der wirtschaftlichen Aktivität im Lande zugutekommen und zu einer Normalisierung des täglichen Lebens führen soll.

Die Angst der nepalesischen Bevölkerung vor der nächsten Corona-Welle ist unvermindert groß

Kritiker sprechen davon, dass viel zu früh gelockert wurde – und zugleich zu wenig getestet und nach wie vor zu wenig geimpft wird.
Seit einigen Tagen steigt die Zahl der Neuinfektionen wieder an, wenn auch mit einer geringeren Dynamik als im April (Stand 12. August: 2.473).
Die offiziellen statistischen Zahlen der Nepalesischen Behörden, die an die Weltgesundheitsbehörde (WHO) gemeldet werden, stimmen mit der Realität ggf. nicht überein. Nach Medienangaben liegen die tatsächlichen Fallzahlen im Land weit höher. Verwiesen wird auf zu wenig Tests – durchgeführt wurden bisher lediglich 3,6 Mio. PCR-Tests – und eine Positivrate der durchgeführten PCR- und Antigentests von ca. 25 Prozent.
Zum Vergleich: In Deutschland meldete das RKI einen Positivanteil von 6 Prozent (4,3 Mio. Tests von insgesamt 68,3 Mio. durchgeführten Testungen fielen positiv aus, Quelle: RKI, 12.08.2021).

Impfungen sind die Hauptpriorität der neuen Nepalesischen Regierung

„Impfen, impfen, impfen“, so beschrieb Sher Bahadur Deuba, Vorsitzender der nepalesischen Kongresspartei, der jüngst am 13. Juli als Nepalesischer Premierminister vereidigt wurde, die größte Herausforderung für die aktuelle Regierung. Für arme Länder wie Nepal stellt die Impfstoffversorgung der Bevölkerung ein immenses Problem dar. Es gab schlichtweg keinen Impfstoff auf dem freien Markt. Teils hatte Nepal sogar Impfdosen bestellt und bezahlt, sie wurden aber nicht geliefert. Erst jetzt, wo die reichen Industrieländer ihre eigene Bevölkerung quasi zu einem Großteil versorgt haben und vorhandene Vorräte einzelner Impfstoffe zu verfallen drohen, werden Lieferungen in bisher unterversorgte Länder wie Nepal vorgenommen.
Laut WHO wurden Stand 6. August bisher insgesamt 6,6 Mio. Impfdosen an die Nepalesische Bevölkerung verabreicht. Derzeit sind 15,5 Prozent der Nepalesen einmalig gegen COVID-19 geimpft, wie Umesh Shrestha, Staatsminister für Gesundheit und Bevölkerung am 12.08.2021 mitteilte. Die Beschaffung von 30 Mio. Impfdosen sei vorgesehen, davon sollen 10 Mio. Einheiten bis rund Oktober geliefert werden. Impfaktionen im Land werden vorbereitet, beispielsweise für Studenten zur Wiederaufnahme des Präsenzstudiums, sagte der Minister.
Zum Vergleich: In Deutschland liegt der Bevölkerungsanteil der Geimpften mit mindestens einer Impfung laut RKI bei 62,7 Prozent. 46,2 Mio. Menschen sind bereits vollständig geimpft, was einer Quote von 55,6 Prozent entspricht (Stand 11.08.2021, Quelle: RP vom 12.08.2021).

Gesellschaftliche Diskussion über Verteilung des Impfstoffes in Nepal

Diskutiert wird in Nepal aktuell die Verteilungsfrage, wer vorrangig mit Impfstoff zu versorgen sei, nachdem erste Impfaktionen vorwiegend an ältere Personen gerichtet waren. Alter allein als Kriterium für die Impfstoffvergabe ist in Nepal keine Lösung, zumal es ein Land mit einer durchweg sehr jungen Bevölkerung ist. Teils wurden Menschen mit Behinderungen bei Impfaktionen geimpft, ebenso medizinisches Fachpersonal. Auch erhielten Arbeiter eine „Single-Shot-Impfung“, damit diese zu ihren Arbeitsplätzen im Ausland zurückkehren konnten. Transferzahlungen an ihre Familien zu Hause sind ein wichtiger Wirtschaftsfaktor in Nepal.
Die WHO rät zur Vermeidung einer COVID-19-Infektion, die Anzahl der Kontakte zu senken sowie überfüllte Orte und den Aufenthalt in geschlossenen Räumen zusammen mit anderen Personen zu meiden. Dies spricht für eine bevorzugte Impfung von Menschen, die in beengten Lebensverhältnissen leben, zumeist in Großstädten. Hohe Infektionszahlen im Kathmandutal, der Metropolregion in Nepal, sprechen für diese Vorgehensweise.

Hingegen sprechen sich andere Stimmen dafür aus, die bestehende wirtschaftliche Ungleichheit und soziale Benachteiligung einiger Bevölkerungsgruppen nicht noch durch eine Impfstoffabgabe zu verfestigen. So stünde etwa die Landbevölkerung im Falle einer COVID-19-Infektion durchweg ohne medizinische Versorgung da: kein Krankenhaus, keine Ärzte, keine Behandlung mit Sauerstoff.

Quellen:

- https://covid19.who.int/region/searo/country/np (12.08.2021)
- https://www.nepalitimes.com/banner/vaccines-or-no-vaccines-mask-and-distance (29.07.2021)
- https://thehimalayantimes.com/nepal/nepals-covid-19-caseload-tops-700k-fatalities-toll-surpasses-9900-with-24-more-deaths (03.08.2021)
- https://www.rki.de/DE/Content/InfAZ/N/Neuartiges_Coronavirus/Testzahl.html (12.08.2021)
- https://thehimalayantimes.com/kathmandu/15-percent-of-population-have-got-first-jab-of-vaccine-health-minister (12.08.2021, Print 13.08.2021)
- https://rp-online.de/panorama/coronavirus/corona-impfungen-aktuelle-zahlen-fuer-deutschland-von-heute-11082021_aid-55434707 (12.08.2021)
- https://www.nepalitimes.com/banner/once-nepal-gets-vaccines-they-need-to-be-fairly-distributed/ (10.07.2021)

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